Warum ist der Kaffee so teuer?

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Lange dachten die meisten, dass der Klimawandel uns schon nicht zu sehr treffen wird. Betroffen waren bisher oft andere Regionen. Spätestens seit den Überflutungen im Ahr-Tal im Sommer 2021 sind wir eines Besseren belehrt worden.
Was dort u.a. die Weinbauern sind, sind in den tropisch-subtropischen Regionen die Kaffeebauern. Kaum ein Jahr, in dem nicht mindestens eine wichtige Kaffeeregion von Unwetterkatastrophen und Klimaphänomenen betroffen ist.

Brasilien beeinflusst die Börse

Im Jahr 2021 traf es Brasilien, wo durch Frost große Teile der Ernte weggebrochen sind und es aufgrund des ausgefallenen Regens ohnehin eine kleinere Erntemenge gab. Da mit Kaffee an der Börse spekuliert wird und Brasilien das größte Anbauland ist, hatte dies zur Folge, dass sich die Rohkaffeepreise am Weltmarkt von März bis Dezember 2021 teilweise mehr als verdoppelt haben.

Kaffeepreis

 

Brasilien ist so wichtig für den Börsenpreis wegen seiner Marktdominanz und der enormen Produktivität. Die Preisbildung über die Börse entspricht jedoch nicht der Realität der vielen kleinen Kaffeeproduzent:innen weltweit.

Nur einmal von 2010 bis 2011 lag der Rohkaffeepreis längere Zeit über 2,00 USD/lb. In all den anderen Jahren lag er eher deutlich unter 2,00 USD/lb – in den vergangenen Jahren sogar einige Zeit lang unter 1,00 USD/lb. Das ist beschämend, wenn man davon ausgeht, dass die durchschnittlichen Produktionskosten bei rund 1,70 bis 2,00 USD/lb liegen. Die Produzent:innen, die nicht am fairen Handel teilnehmen oder die nicht herausragende Qualitäten produzieren, haben also jahrelang noch oben drauf gezahlt bei der Kaffeeproduktion.

 

Kaffeepreis

Chance für Produzent:innen?

Für die Kaffeeproduzent:innen in anderen Regionen der Welt ist die aktuelle Situation ein Gewinn. Für ihren Rohkaffee bekommen sie so viel, wie schon lange nicht mehr. Auch wir ziehen mit unseren Kooperativen nach und vereinbaren im Moment in den Verträgen Einkaufspreise, die noch einmal deutlich höher als in den vergangenen Jahren liegen – bis zu 9 Euro pro Kilo im Moment. Wir freuen uns, dass gerade in Mittelamerika – wo die Ernten gerade in vollem Gange sind – die Produzent:innen gerade wirklich von der Preissteigerung profitieren können. Dort, so wurde uns berichtet, sind die lokalen Preise teilweise sogar noch höher als die aktuellen Weltmarktpreise.

Allerdings hat die Preissituation ein Phänomen verstärkt, das schon immer riskant für Kaffee-Kooperativen war: die Händler (Coyoten genannt) fahren zu den einzelnen Produzent:innen und kaufen ihnen direkt ihren Rohkaffee ab. Eigentlich verkaufen die Produzent:innen an ihre Kooperative. Aber wenn der Händler vor der Tür steht, einen sehr guten Preis zahlt und den Kaffee direkt mit nimmt, dann ist es sehr verlockend gleich so alles zu erledigen und den Kaffee nicht erst zur Kooperative zu transportieren. In einer Kooperative organisiert zu sein bedeutet Arbeit für die Produzent:innen: Man muss an Versammlungen teilnehmen, Ämter übernehmen, gute Qualitäten produzieren, Auflagen für Zertifizierungen einhalten und an Fortbildungen teilnehmen. Eine gute Absicherung in schlechten Zeiten, aber vielleicht ein scheinbar unnötiger Aufwand bei guter Preislage.

Für die Kooperativen ist es im Moment also eher schwierig, denn sie können nicht hundertprozentig sicher sein, auch die benötigten Mengen an Kaffee zu bekommen. In diesen Zeiten müssen die Kooperativen gut funktionieren und auf die Loyalität ihrer Mitglieder vertrauen.

Problem für kleine Röstereien

Auch für viele kleine Röstereien wird die Rohkaffeeplanung schwieriger, weil sie eher „on spot“ ihren Rohkaffee kaufen. Sie richten sich danach, was verfügbar ist und kaufen das zu einem für sie angemessenen Preis ein. Im Moment ist jedoch das Angebot an Rohkaffees begrenzt bzw. sind die Preise deutlich gestiegen. Ob dies zu Lasten der Qualitäten geht, wird sich noch zeigen.

Da wir mit unserem Modell der Langfristigkeit und Vorfinanzierung ohnehin schon immer bis zu einem Jahr im Voraus planen und die Verträge machen, trifft uns dieser Punkt nicht so hart. Dennoch ist auch für uns die Kalkulation und Rohkaffeeplanung schwieriger geworden:

  • Ankunft des Rohkaffees verzögert sich
  • Verfügbarkeit und Preis von Containern unkalkulierbar
  • das Auf und Ab der Preise stellt neue Anforderungen an die Rohkaffeeverträge
  • geplante Mengen sind eventuell nicht verfügbar
  • Ernteausfälle durch Klimawandel

Die Mengenplanung für ein Jahr ist für uns nicht ungewöhnlich, aber die unkalkulierbare Stabilität der Kooperativen, die Logistik und die Kosten der Rohkaffeeverschiffung bereiten uns doch Kopfschmerzen. Wenn wir aus Richtung Asien einen Container bekommen, dann kostet der schnell mal das Fünffache. Manchmal müssen wir erst einen Monat warten, bis wir überhaupt einen freien Container buchen können.

Im Moment zeigt sich auch für uns, wie tragfähig unsere Strukturen, die Handelsbeziehungen und unser Modell des Rohkaffee-Handels sind. Wichtig ist dafür:

  • langfristiges Denken
  • Loyalität
  • Verlässlichkeit und Vertrauen
  • funktionierende Strukturen
  • ausreichende Finanzierung

Im Moment explodieren also die Kosten für den Rohkaffee. Von den gestiegenen Kosten hier in Deutschland von Energie, Miete, Löhnen, Dienstleistungen und vielem mehr, haben wir da noch gar nicht gesprochen.
Jedoch würden wir uns für die Produzent:innen sehr freuen, wenn die Preise auf hohem Niveau bleiben und sie mit Zuversicht in die Zukunft blicken können, der Kaffeeanbau sich auch lohnt. Für unsere Kooperativen hoffen wir, dass sie mit ihren Mitgliedern auch diese schwierige Zeit gut überstehen.

  1. […] den starken Preisanstieg für Rohkaffee – wir zahlen wir im Moment um die 20 Prozent mehr – haben wir ja bereits berichtet. Solange […]

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