Drei Kooperativen in einer Woche

eingetragen in: Kaffee-Reisen, Roasters United 1

Honduras ist ein gefährliches Land, insbesondere für Frauen, Menschenrechts- und UmweltaktivistInnen. In der vergangenen Woche haben wir dort drei großartige Kaffeekooperativen besucht, die mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Teil zu Bildung und wirtschaftlicher Autonomie der Landbevölkerung beitragen.

Schon seit einigen Jahren beziehen wir Kaffee von der Kooperative Comsa in Honduras, die mit ihrem bio-dynamischen Anbau Maßstäbe im Anbau von Bio-Kaffee setzt. In der gleichen Region befindet sich die Kooperative Combrifol, von denen wir vor kurzem schon einen wunderbaren honey bekommen hatten und diesen als Bunter Bird ins Program genommen haben. Da dieser Kaffee so gut gefiel, haben wir uns auf den Weg gemacht, um auch die Combrifol näher kennenzulernen und weitere Kooperationen zu besprechen. Teil der kleinen Reisegruppe waren unsere Roasters-United-Kollegen von Just Coffee und einige Mitglieder der solidarischen Importgemeinschaft MITKA.

Während wir an unserem ersten Tag auf die Kollegen von der MITKA warteten, haben wir uns durch allerlei Kaffeespezialitäten aus der Region probiert: Nany Hernandez, die in Marcala drei Cafés betreibt, hatte uns spontan in ihr hauseigenes Cupping-Labor eingeladen. Ihr Café ist ein Treffpunkt für die örtliche Kaffeeszene und schon schnell hatten wir hier neue Kontakte geknüpft und die letzten freien Stunden in unserem Terminkalender mit Verabredungen gefüllt. Abends hatten wir ein Abendessen mit Vertretern der Comsa und einigen der inzwischen eingetroffenen MITKA-Leuten.

Combrifol

Seit einiger Zeit haben wir im Bunten Bird einen großartigen Paradiesvogel. Über unsere Freunde el rojito aus Hamburg, die Teil der MITKA-Gruppe sind, sind wir an diesen Kaffee gelangt und nun wollten wir sehen, wer diesen speziellen Kaffee produziert hat. Der erste Tag bei Combrifol (Cooperativa Mixta Brisas de La Frontera) stand ganz im Zeichen der Finca-Besuche. Wir haben uns allesamt auf und in einen Pick-Up gequetscht und uns vom Büro in Marcala auf den Weg Richtung El Salvador gemacht. Viele der Kaffeebauern leben in der Region Nahuaterique – ein „Niemandsland“ zwischen Honduras und El Salvador. Bis 1992 gehörte dieser Teil zu El Salvador und wurde nach Streitigkeiten mit einem Urteil des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag schließlich Honduras zugeschlagen. Plötzlich gehörten viele ProduzentInnen mit ihren Fincas zu einem anderen Land. Viele von ihnen haben im Bürgerkrieg gelitten und werden heute auch nicht von der Regierung unterstützt. Die Infrastruktur in diesem Teil ist im Vergleich zum Rest des Landes wirklich auffällig vernachlässigt und auch für die Kaffeebauern gibt es keinerlei staatliche Unterstützung.

Wir haben uns jedoch nicht nur Fincas in diesem Gebiet angeschaut, sondern auch in einer weiteren der insgesamt vier Regionen, die die Kooperative vereint. Die Kooperative hat es geschafft Mitglieder der Guerilla, Indigene, Honduraner und Salvadorianer zusammenzubringen. Es werden tolle Bildungsprojekt für Frauen, Gesundheit, Menschenrechte und Gleichberechtigung von der Kooperative angeboten. Es gibt sogar einen Workshop nur für Männer, in denen auch ihre Rolle reflektiert wird und an denen bisher schon 55 Männer teilgenommen haben.

 

 

Combrifol vereint nicht nur Menschen, sondern auch die Produkte, die angebaut werden, z.B. Mais, Bohnen und Bananen. So produzieren aktuell 45 von insgesamt 600 Mitgliedern auf kleinen Flächen von 0,6 bis 3 Hektar Kaffee. Auf bis zu 1.800 Metern werden unglaublich gute Spitzenkaffees angebaut, wovon wir uns am zweiten Tag bei einem Cupping der neuen Ernte überzeugen konnten. Für den trocken / natural aufbereiteten Kaffee (getrocknet wird die ganze Kaffeekirsche) haben wir 86 Punkte vergeben und konnten die ersten Fortschritte im Vergleich zum Vorjahr sehen. Von diesen konnten wir uns auch bei einem Treffen mit dem Techniker Jorge überzeugen, der uns die neue Verarbeitungsanlage (beneficio) gezeigt hat. Dort ist für die Kooperative nun alles vorhanden, um großartigen Kaffee zu produzieren und aufzubereiten. Von dem natural hat Combrifol bisher vier Sack produziert und wir werden versuchen diesen tollen Kaffee schon in diesem Jahr zu importieren. Ihr könnt euch da auf etwas sehr Tolles freuen.

 

Aprolma

Eine weitere Kooperative, mit der wir viel Zeit verbracht haben, ist die Frauenkooperative Aprolma (Asociación de Productoras Libres de Marcala), die ihren Sitz – genau – auch in Marcala hat. Marcala ist einfach eine kleine Kaffeestadt, in der jeder jeden kennt und teilweise in den Familien alle in unterschiedlichen Kooperativen sind. Bei Aprolma sind derzeit 69 Frauen organisiert, die auf zwei bis drei Hektar Land einen tollen Kaffee anbauen. Viele der Frauen bauen auch Aloe Vera an, das zu Seife und anderen Produkten weiterverarbeitet wird. Aprolma sieht sich als soziale Organisation, die die Rechte und Interessen von Frauen vertritt. Leider besitzt die Kooperative kein eigenes Beneficio, so dass sie sich in einer Verarbeitungsanlage einmieten müssen. Dort arbeiten ausschließlich Männer, was nicht allen bei Aprolma gefällt. Der Kaffee von Aprolma wird von unseren Kollegen Just Coffee aus Dänemark im Rahmen unseres Roasters United Netzwerks importiert.

 

 

Wie auch Combrifol besitzt Aprolma kein eigenes Cuppinglabor, in dem die Qualitätskontrolle druchgeführt wird. Diese erfolgt im Labor von „D.O. P. Marcala“. Die Region um Marcala ist DIE Kaffeeanbauregion in Honduras und produziert den international bekannten Hochlandkaffee „Café de Origen Marcala“. Alle Kaffees, die das Herkunftssiegel tragen sollen, werden hier geprüft und verkostet. Kaffeeaus Marcala ist geprägt von einer schönen Säure, einem fruchtigen Aroma und einer guten Süße. Ausschließlich Kaffee, der frei von jeglichen Mängeln und Verunreinigungen ist sowie eine Wertung von mindestens 80 Punkten auf der Skala der SCAA erreicht, erhält die Anerkennung der geschützten Herkunftsbezeichnung. Von Beder, dem zuständigen Cupper, konnten wir viel über die typischen Tassenprofile der Region erfahren und beim gemeinsamen Verkosten konnten die Kaffes der Aprolma mit bis zu 86 Punkten überzeugen. Wir haben ein paar Samples im Gepäck, die wir noch einmal in Berlin probieren werden und vielleicht wird es in den kommenden Jahren für euch auch einen Kaffee aus dieser inspirierenden Frauenkooperative in unserem Programm geben.

  1. […] arbeiten und wie wichtig und teilweise hart erkämpft diese Arbeit ist. In dem Film wird auch das Comsa-Mitglied Maria Dolores Zelaya interviewt, die davon berichtet, wie sie ihrem Mann ein Stück Land […]

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