Die Zukunft des Kaffeeanbaus

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Wie viele Länder Lateinamerikas so hat auch Ecuador seit einigen Jahren mit dem Problem der Landflucht zu kämpfen. Tausende vom Land zieht es in die Städte oder gar nach Europa bzw. Nordamerika. Die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Umwandlung von gutem Ackerland in Viehweiden lässt die Lebensgrundlagen schwinden. Auch der Kaffeeanbau ist davon betroffen – viele der Kaffeebauern sind schon im Rentenalter, Nachwuchs für diese anspruchsvolle Arbeit zu finden ist nicht leicht. Zudem ist der Kaffeeanbau ein langwieriger Prozess, die Kaffeepflanze liefert erst nach einigen Jahren einen guten Ertrag. Mehr als 60 % der Bevölkerung Ecuadors lebt in den Städten, in einigen Andendörfern nur noch eine Handvoll Frauen und Kinder. Junge Menschen gehen zum Arbeiten in die Städte und an die Küste. Allein in Guayaquil – der größten Stadt des Landes – lebt ein Fünftel der Ecuadorianer.

Im September werde ich wieder nach Ecuador reisen und u.a. die Kooperative APECAP ganz im Süden Ecuadors besuchen. Im Jahr 1999 wurde die Kooperative gegründet und sie hat heute 300 Mitglieder in 20 Basisgruppen, was in etwa 25 % der Kaffeebauern in der Region entspricht. Die Kooperative ist genossenschaftlich organisiert, trifft ihre Entscheidungen basisdemokratisch und wählt regelmäßig ihre Vertreter. APECAP bietet ihren Mitgliedern eine gemeinsame Verarbeitung, interne Fortbildungen, exzellente Qualitätskontrollen, Gesundheitsvorsorge und eine Kreditvergabe mittels eigener Bank.

Seit Mai 2014 setzt die Kooperative Maßstäbe, wenn es um die Zukunft des Kaffeeanbaus geht: Es gibt es bei APECAP eine eigene Jugendgruppe innerhalb der Kooperative. Während viele der Kaffeebauern weit über 50 Jahre alt sind und in den Anbaugebieten mit Landflucht und Perspektivlosigkeit gekämpft wird, geht die APECAP einen gänzlich neuen Weg. Vor zwei Jahren wurde das „Comite de Jovenes“ – eine eigene Jugendgruppe gegründet. Das Motto der Jugendlichen lautet: „jovenes cafetaloros, somos el presente y aqui estamos de frente!!!“, was so viel bedeutet wie „Junge Kaffeebauern, hier sind wir, hier stehen wir!“

Die Jugendgruppe hat bereits 160 Mitglieder, von denen die Hälfte schon eigenständig ihren Kaffee produziert. In acht der zwanzig APECAP-Basisgruppen haben sich eigene Jugendkommitees gegründet, die jeweils einen Koordinator in den Jugendrat wählen. Die acht Koordinatoren im Jugendrat kommen jeden Monat zusammen und entsenden eine Person in den Rat der APECAP. Auf diesen ebenfalls monatlichen Versammlungen des Rats vertritt die Person die Jugendorganisation mit vollem Stimmrecht. Um mit dem Anbau zu beginnen, erhalten die Jugendlichen ein Viertel Hektar Land von ihren Eltern oder durch Zukauf, was ihnen ein Jahreszusatzeinkommen von 1500-1800 Dollar ermöglichen soll. Wie alle Mitglieder der APECAP bauen auch sie ausschließlich Biokaffee in Mischkulturen und im Schattenbaumanbau an. Der Kaffee wird separat eingelagert und über die APECAP vertrieben. Der Erfolg und die Resonanz sind so groß, dass andere Basiskooperativen diesem Beispiel folgen möchten und ihre Kinder nun auch dazu motivieren, eigene Organisationen zu gründen.

Die jungen Kaffeebauern sind zwischen 14 und 35 Jahre alt, dürfen aber erst ab 18 produzieren. Und was die Jugendlichen hier in den ersten zwei Jahren produziert haben, ist schon jetzt von herausragender Qualität. Wenn ihr euch selbst davon überzeugen möchtet, dann kauft den Steller’s Jay oder den Pearl Kite – da ist im Moment der Kaffee der Jugendgruppe drin.

2 Responses

  1. […] noch einmal zwei Tage Zeit APECAP zu besuchen. Die Kooperative ist bekannt für ihre großartige Jugendarbeit, die einzigartig ist in der Welt des Kaffees. Im letzten Jahr haben wir zusammen mit quijote Kaffee […]

  2. […] Moment geht ein Großteil dieser Gelder an die Jugendgruppe der APECAP, für die wir auf eine eigene Siebträgermaschine sparen, damit sie ein eigenes Café eröffnen […]

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